USA

Mehr Wert finden

Mit Ed Hall findet Baerlocher USA einen neuen Antrieb, ein neues Selbstverständnis: Seit 2016 will man den Markt noch mehr mitgestalten, Trends antreiben, gar Vorbild in der Industrie sein. Profil eines zunehmend wertzentrierten Geschäfts.

Am Anfang ging es um reine Verkaufszahlen, sagt Ed Hall. Mit einer Reorientierung halten ab 2016 jedoch neue Ideen Einzug bei Baerlocher USA. Der Managing Director macht sich auf die Suche nach echtem Mehrwert. Seine Vision für Baerlocher USA ist es, mehr zu sein als ein Additiv-Zulieferer, als nur eine Station in der Wertschöpfungskette: „Mein Team hat bei der Umstellung von einer vertriebsorientierten Organisation auf ein innovations- und serviceorientiertes Unternehmen wirklich gute Arbeit geleistet. Im Jahr 2016 haben wir die Organisation neu ausgerichtet und unser technisches Team zum Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens gemacht. Wir haben uns von einem rein betriebsorientierten zu einem wertorientierten Unternehmen entwickelt." Und so startet Hall ab 2016 einen durchaus radikalen Wandel. Büros werden neugestaltet, ein Weiterbildungszentrum aufgebaut. Die subversive Botschaft: "Wir wollen Lehrer sein, nicht nur Chemiker!" Der Vermittlungsauftrag geht nicht nur nach innen, sondern richtet sich an die gesamte Branche. Dafür stehen beispielsweise erfolgreiche branchenweite Veranstaltungsformate wie der „Recycle Summit“ und der „PVC technical summit“. Ganz im Sinne von Halls Mission: „Wir wollen den Markt vorantreiben, nicht ihm folgen.“

Logo Recycling Summit

Technical Summit Baerlocher USA

Die Chemie stimmt

Der Erfolg gibt dem Team von Baerlocher USA bislang Recht. Dabei helfen gute Ideen wie RST-basierte Lösungen, ein lockerer Office-Dresscode und natürlich die passgenaue Chemie mit den Kunden. Denn Ed Hall hat eine dialogische Vorstellung der Branche: „Chemie bedeutet auch eine Beziehung zwischen zwei Menschen. Chemie aufzubauen bedeutet, Beziehungen aufzubauen. Unsere Beziehungen beruhen auf Chemie - wissenschaftlich, emotional und zwischenmenschlich.“ Der Grundstein für die im „Silicon Valley der Polymerwissenschaft“ beheimateten Niederlassung wird 1987 mit einem Vertrag über ein Joint Venture zur Produktion flüssiger Mischmetall-Stabilisatoren für die USA und Kanada gelegt. Das Besondere: als Wissensgenerator agiert Baerlocher Italia in Lodi. Anwendungstechnisch wird die dortige Expertise auf die Bedürfnisse des nordamerikanischen Markts angepasst. So gelingt es, sich als Anbieter anspruchsvoller und hochwertiger Produkte zu etablieren. Der offizielle Startschuss für Baerlocher USA mit Sitz in Dover/Ohio fällt, als die Parteien die Verträge auf der „K“ Düsseldorf 1989 unterzeichnen. Nur acht Jahre nach der Unterzeichnung der Verträge übernimmt Baerlocher USA die Hälfte des Metallseifengeschäfts von Mallinckrodt in St. Louis und Greenville in Missouri, wo vor allem Produkte für die Anwendung im Nicht-PVC-Bereich hergestellt werden.

Oha-Effekte in Ohio

Als Schlüssel zum anhaltenden Erfolg erweist sich vor allem das internationale Netzwerk. Besonders das Miteinander mit den italienischen Kolleginnen und Kollegen sowie der in Lodi beheimateten Rezepturentwicklung leisten einen maßgeblichen Beitrag. Ed Hall ist begeistert: „Zusammenarbeit ist ein Beispiel für Respekt. Wenn man zusammenarbeitet, bedeutet das, dass man bereit ist, seine Ideen mit anderen zu teilen, und dass man bereit ist, sich Ideen anzuhören. Und manchmal, vor allem in Technologieunternehmen, gibt es eine Menge Persönlichkeiten, die für ihre Arbeit Anerkennung wollen. Aber die Tatsache, dass mein Team Zusammenhalt demonstriert, zeigt mir, dass sie sehr bescheiden und respektvoll sind. Sie sind Kollegen.“ Bereits Anfang 1998 beginnt in Dover die Fertigung pulverförmiger Mischmetall-Blends. Auch erwirbt man die Lizenz für ein kostengünstiges Fertigungsverfahren von Calciumstearat, das wiederrum für die Herstellung von Rohren und Fassadenplatten aus PVC verwendet wird. Es ist ein Meilenstein. 1999 übernimmt Baerlocher schließlich den restlichen Anteil am Joint Venture. Seitdem existieren in den USA zwei Gesellschaften: Baerlocher USA LLC mit Sitz in Dover (Ohio) und Baerlocher Production USA LLC mit Hauptverwaltung in Cincinnati. Erstere produziert und vertreibt Mischmetall-Stabilisatoren und handelt u.a. mit Baerlocher-Produkten aus Deutschland und Italien. Letztere produziert und vertreibt Stearate und BAEROPOLe.

Der neue Standort in Cincinnati, der „Königin des Westens“, wird als Benchmark für Sicherheit und Umweltschutz konzipiert. Architektonisches Ziel ist es, eine Harmonie zwischen dem 2002 eröffneten Neubau und der umliegenden Landschaft zu schaffen. Die Produktion wird noch im gleichen Jahr aufgenommen. Drei Jahre darauf engagiert man sich intensiv bei der Erforschung von Additiven für Wood Plastic Composites (WPC) mit Schwerpunkt auf Gleitmitteln. Um die Technologie- und Servicekapazitäten auf Kanada, die USA und Mexiko auszudehnen, investiert man in die Prozesssimulation und in ein Rohstofftestlabor für die Kunden. Als Reaktion auf die immer weiter steigende Nachfrage der Polyolefin- und PVC-Industrien in Nordamerika kommt es 2017 zur Erweiterung der Produktionskapazität für Metallseifen um 50 Prozent. Die Zukunft von Baerlocher USA sieht Ed Hall aber vor allem im Übergang von reinen Zusatzstoffen hin zu Mischlösungen und Baerlocher RST-Erzeugnissen (Resin Stabilization Technology). Die Idee: Durch diese Form des Upcyclings werden recycelbare Kunststoffe noch wertvoller. Sein Fazit? „So macht es viel mehr Spaß, hier zu arbeiten.“

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