1978 errichtet Baerlocher in Lingen das damals wahrscheinlich modernste Stabilisatoren-Werk auf der grünen Wiese. Doch nicht nur dort denkt das Familienunternehmen mit langfristigen Investitionen und neuen Ideen voraus.
Baerlocher setzt mit neuen Werken immer wieder Maßstäbe in Produktion und Sicherheit, für seine Kunden, die Umwelt und auch die eigenen Mitarbeiter. Als Familienunternehmen tätigt man vorausschauend langfristig angelegte Investitionen, die weit über die jeweiligen regulatorischen Ansprüche hinausgehen und bestmöglichen Standards folgen. Jüngstes Beispiel für diesen Willen zur Spitzenleistung sind die Werke in der Türkei, in China und die CO2-optimierte Produktionsstätte in Indien, die 2023 in Betrieb geht. Sie sind Teil der Corporate Social Responsibility und für Baerlocher selbstverständlich, bevor der Begriff in aller Munde ist.
Von München nach Lingen
Es ist auch das Ergebnis schmerzhafter Lektionen in den 1970er Jahren, auf die man jedoch nicht mit Resignation, sondern mit wegweisenden Lösungen reagiert. Ursprünglich abseits der Stadt gebaut, ist das Werk in München-Moosach in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend von Wohngebiet umgeben, gefolgt von dem weltbekannten Areal für die XX. Olympischen Spiele. Infolge von Bürgerprotesten beginnt 1974 die Suche nach alternativen Standorten für die Produktion. Klar ist, dass das neue Werk nach modernsten Standards gebaut werden soll. Erfolg kann 1975 im niedersächsischen Lingen in Norddeutschland vermeldet werden. Insgesamt werden hier im ersten Schritt 23 Millionen DM investiert. 100 Arbeitsplätze entstehen. Begleitet werden Genehmigungsprozess und Werksaufbau auch hier von einer kritischen Öffentlichkeit. Nach einer symbolischen Grundsteinlegung im Jahr 1977 wird ein Jahr später das Werk I der Baerlocher Chemie Lingen (BCL) eröffnet mit Fokus auf eine mehrstufige Bleiverwertung bis hin zu Compounds.
Eine andere Bauweise
Es ist das damals wahrscheinlich modernste Werk für PVC-Stabilisatoren. Mit neuen Umweltschutzeinrichtung werden alle Grenzwerte deutlich unterschritten und damit auch Bedenken ausgeräumt. Besonders ist die vertikale Bauweise, in der jeder Verarbeitungsschritt in einem eigenen Stockwerk der 40 m hohen Turmanlage erfolgt. Oben werden die Rohstoffe zugeführt und im Erdgeschoss wird das Endprodukt verpackt und versandfertig gemacht. Es ist der ganze Stolz von Baerlocher und begeistert Kunden beim Besuch. Die State-of-the-Art-Anlage grenzt auch von Wettbewerbern ab. Durch Teilautomatisierung wird die Tätigkeit auch für die Produktion weniger kräftezehrend als noch in München: „Wenn es viel war, kam man auf circa 20 Tonnen, die man am Tag bewegt hat“, erinnert sich der langjährige Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Florian an seine Anfänge in Moosach. Seit den 1990er Jahren mehrfach modernisiert, entsteht in Lingen 2023 ein neues anwendungstechnisches Labor für SPA-Anwendungen für die gesamte Gruppe.
Zurück nach München. Dort wird die Produktion 1993 endgültig eingestellt. Der Abriss folgt ein paar Jahre später. Denn Dr. Michael Rosenthal kündigt den Umzug nach Unterschleißheim an. Der neue Sitz, der 1998 eröffnet wird, ist zugleich ein Beispiel für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen mit Kunststoffen in der Fassade, Thermodecken und offenem, modernen Design. Es ist mehr als ein Gebäude. Es ist ein Statement.
Ahead of regulations, weltweit
Und Lingen? Der Standort wird zur Blaupause für neue Baerlocher-Werke, als Meilenstein der damaligen Zeit, als wichtigste Leistung und Ausgangspunkt für die Zukunft der Gruppe in der Welt. Denn egal wo Baerlocher neu baut, ob in den USA, in Malaysia, China, der Türkei oder Indien, wird dies mit den bestmöglichen Standards für die Produktion und die Umwelt angegangen. Auch, wenn die lokale Gesetzeslage dies noch lange nicht vorschreibt. Denn als Familienunternehmen kann Baerlocher langfristig denken und agieren.
Das ist die große Lehre, die in jedem Werk steckt: „Going the extra mile“. Für den Willen zur Spitzenleistung mit Vorbildcharakter. In Indien entsteht etwa eine CO2-optimierte Anlage für bleifreie Additive, die 2023 pünktlich zum 200. Geburtstag eröffnet wird. Denn Baerlocher baut mit Verantwortung für die Zukunft.